Auszeit! ab jetzt regelmässig.
- 5. Sept. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Vor Jahren hat mir ein Therapeut gesagt, wenn es dir nicht gut geht, reise zu einem Kraftort und tanke dort Energie. War immer mal wieder in meinem Bewusstsein, hatte ich bisher nicht umgesetzt.
Bis gestern, der Tag war, den ich nicht nochmal wiederholen werde, und wenn doch, werde ich gewisse Themen anders angehen. So ging ich zu Bett, dennoch war die Nacht fast schlaflos, denn der Tag war noch nicht verarbeitet. Ich fand keinen tiefen Schlaf, bin alle 2 Stunden aufgewacht und heute Morgen fühlte ich mich wie ein Waschlappen. Mein Mann sah mich an und sagte: „Nimm dir frei und besuch doch mit dem Hund die Kartause Ittingen.“ Er wusste, dass es mir dort gefällt. Ein Blick in die Agenda, keine Termine – passt.
Thanks for reading Carlina Anderes!
So fuhr ich mit unserem Hund Pimiko zur Kartause Ittingen. Die Kartause verbindet auf einzigartige Weise klösterliche Werte wie Kultur, Spiritualität, Bildung, Fürsorge, Gastfreundschaft und Selbstversorgung. Zudem ist es ein Kraftort, was ich zwar wusste, jedoch nicht so auf dem Schirm hatte. Bis heute. Als ich dort stand, kamen mir wieder die Worte meines damaligen Therapeuten in den Sinn: „Wenn es dir nicht gut geht, suche einen Kraftort auf.“
Schon beim Parkplatz angekommen, sprach mich ein Mitarbeiter auf den Hund an. Er war so freundlich und empfahl mir, durch die Anlage zu spazieren. Ich bedanke mich höflich, denn ich wollte ihm seinen Enthusiasmus nicht nehmen und auf die Nase binden, dass ich schon ein paar Mal da war.
Wir liefen gemütlich schlendernd durch die Anlage. Sie hat jedes Mal etwas Magisches an sich, ich fühle mich dort wohl. Die alten Gebäude, welche früher von Mönchen bewohnt wurden. Heute wird es als Hotel, Kulturstätte, Seminarhotel, betreutes Arbeiten und vieles Weitere genutzt.
Wir gingen vorbei an den Heilkräutern, dem kleinen Park, liefen einmal spasseshalber durch das Labyrinth, was Pimiko nicht wirklich verstand, und dann weiter richtig Rebbergen und Felder. Bisher bin ich nie weiter als bis zu den Mauern des Geländes gegangen, doch heute haben wir die dicken Steinmauern hinter uns gelassen und dabei eine neue Entdeckung gemacht: einen Teich mit Taucherli (Blässhühner) und auf der linken Seite steht ein altes Haus, welches mich ein wenig an ein Märchen erinnert. Vielleicht Gebrüder Grimm, Hänsel und Gretel?

Irgendwie hat mich das Bild in eine andere Welt versetzt. So beschloss ich, dass wir uns auf die nahegelegene Parkbank setzen, denn ich wollte diese Märchenkulisse noch ein bisschen länger für mich haben. Träumen und den Moment geniessen.
Ich habe mir das iPhone in den Rucksack gepackt und bin einfach nur da gesessen und habe mich umgesehen. Der perfekte Moment. Bis dann eine Gruppe gekommen ist, die eine Führung bekam. Ich hörte gespannt zu, um noch etwas mehr über die Kartause zu erfahren. Ich musste jedoch ziemlich meine Ohren spitzen und die Geräusche ausblenden, damit ich sie verstehen konnte. Doch alles möglich.
Sobald die Menschen weg waren, habe ich mich wieder auf die Geräusche konzentriert.
Das Rufen der Milane, das Plätschern der Taucherli, die Sprinkleranlage auf dem Feld. Die Mitarbeitenden, die fröhlich miteinander sprachen, Touristen, die weiter unten den Weg entlang liefen und sich unterhielten. Dazwischen die Glocken der Kartause. Es roch nach Natur, nach Trauben, nach Herbst.
Diese Stunde auf der Parkbank in dieser Umgebung hat mir sehr viel Kraft gegeben.
Mein Entschluss steht fest: Ich werde mir ab sofort jede Woche eine oder zwei Stunden Zeit nehmen, um solche Ausflüge mit Pimiko zu machen. Zeit für mich, Zeit für uns. Ohne Erwartungen, ohne Arbeit und ohne Druck. Im Moment sein.
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